Unbedingte rebellsche Anempfehlung am Rande. [...] "Ich malte mir aus, wie er da unbeschwert in seiner eigenen kleinen Welt lag, meine Gegenwart darin tolerierte, obwohl er mir, wie ich glaubte, womöglich Signale zuschickte, auf die ich nicht zu reagieren wusste. Und dann malte ich mir aus, wie ich da neben ihm saß, geschmückt mit mit meinen Intelligenzapparaten - meiner Gore-Tex-Kutte, meinem Stift und meinem Papier, meiner autofokussierenden Nikon F4 - und meiner ganzen Unfähigkeit, auch nur irgendwas von dem Leben zu begreifen, das wir hinter uns im Wald zurückgelassen haben. Aber irgendwo in der genetischen Geschichte, die wir alle in jeder einzelnen Körperzelle mit uns herumtragen, bestand eine innige Verbindung zu diesem Lebewesen - für uns so unerreichbar wie die Träume vom letzten Jahr, aber, genau wie diese Träume, immer unsichtbarer und unergründlich gegenwärtig. [...] Wieder betrachtete ich die Augen des Gorillas, weise und wissende Augen, und machte mir meine Gedanken über die Versuche, Affen eine Sprache beizubringen. Unsere Sprache. Wozu? Es gibt doch genügend Mitglieder unserer eigenen Spezies, die in und mit dem Wald leben und diese Sprache kennen und verstehen. Denen hören wir auch nicht zu. Wie kommen wir also darauf, dass wir uns ausgerechnet das anhören würden, was uns ein Affe zu sagen hätte? Oder darauf, dass er uns etwas von seinem Leben mitteilen könnte, in einer Sprache, die nicht aus diesem Leben entstanden ist? Vielleicht, dachte ich, ist es gar nicht so, dass sie eine Sprache erwerben müssten, sondern, dass wir eine verloren haben. [...] Auf dem Rückweg zur Hütte entdeckte ich in meiner Kameratasche eine kleine Dose Thunfisch, die wir nach unserer Rückkehr zusammen mit einer Flasche Bier gierig vernichteten, und das bedeutete, um zwei Uhr nachmittags, das Ende der spaßigen Ereignisse des Tages, es sei denn, man hält es für spaßig, einem Paar deutscher, Verzeihung, lettischer Studenten zuzuhören, das einem die Vorzüge seiner Taschenmesser auseinandersetzte. Mark wurde dabei langsam ziemlich fuchsig, was sich daran zeigte, dass er die Bierflasche ausgesprochen fest mit den Händen umklammert hielt und sie dauernd anstarrte. Kurt fragte uns, was wir als nächstes vorhätten und wir sagten, wir würden zum Garamba-Nationalpark fliegen und mal sehen, ob wir irgendwelche weißen Nashörner auftreiben könnten. Kurt nickte und sagte, er selbst werde wohl heute nacht mal nach Uganda wandern. Marks um die Bierflasche geschlungene Fingerknöchel wurden weißer. Nun zieht er es zwar wie die meisten Zoologen ohnehin vor, sich mit Tieren und nicht mit Menschen abzugeben, aber in diesem Fall waren wir uns vollkommen einig. Mir kam in den Sinn, dass wir einen Tag damit zugebracht hatten, völlig verzückt ein paar Berggorillas anzustaunen, dass uns besonders ihre scheinbare Ähnlichkeit mit uns Menschen ergriffen hatte und dass wir gerade diese Eigenschaft für eine ihrer faszinierensten und fesselndsten hielten. Um anschließend herauszufinden, dass wir ein paar in Gesellschaft von wirklichen Menschen verbrachte Stunden bloß lästig und etwas verwirrend fanden. Drei Tage später fand ich mich auf einem Termitenhügel stehend wieder, von dem aus ich einen anderen Termitenhügel anstarrte. Ich wusste, dass ich auf einem Termitenhügel stand, war aber enttäuscht, dass das Ding, das ich anstarrte, kein nördliches weißes Nashorn war, weil wir mehr als eine Stunde lang in der Mittagshitze und mitten in der Gegend, die man wirklich nur Afrika nennen konnte, entschlossen darauf zugewandert waren. Außerdem war uns das Wasser ausgegegangen. [...] Ich weiß nicht, wie beunruhigt Mark und Chris zu diesem Zeitpunkt waren, weil man sie - besonders Chris - kaum zu irgendwelchen verständlichen Aussagen bewegen konnte. Chris kommt aus Edinburgh und ist unverkennbar Angehöriger einer nordischen Rasse: rothaarig, bleichhäutig und selig, wenn er, in etwas gehüllt, das wie ein großer, toter Hase aussieht, einen DAT-Recorder und ein Mikrofon durch die schottischen Moore schleppen darf, während Wind und Regen gegen seine zusammengebissenen Zähne klatschen. Die Savanne entspricht nicht ganz seinem Naturell. Inzwischen zog er immer kleiner werdende Kreise, sprach über immer unvernünftiger werdende Dinge und leuchtete wie eine Ampel. Mark wurde rot und einsilbig. Die beiden Frauen, die uns begleiteten, hielten uns für totale Nieten." Aus: "Die letzten Ihrer Art" (Douglas Adams & Mark Carwardine) Dicken Dank auch nochmal an den Besten von allen, ohne den mir dieser "olle Schinken" (<- Dt. Erstausgabe 1991) doch wahrscheinlich glatt mal komplett entgangen wäre.
Douglas Adams war wohl eher ein Tier als ein Mensch und ich meine das als Kompliment und voller Respekt vor den Tieren und Adams. Leider weilt er nicht mehr unter uns. Schade.
eins meiner absoluten lieblingsbücher, seit ewigkeiten unter den top 10.
irgendwann verliehen, und nie zurück bekommen. derjenige/diejenige fands wohl auch super.
Ich kannte (und verehrte!) Herrn Adams bisher lediglich ob der Anhalter-Galaxis-NaSieWissenSchon-Sache.
Dass er auch mal so etwas schrub, ist mir peinlicherweise einfach entgangen. Gut, dass der Beste von allen spontan an mich dachte, als er o.g. Werk in einer dieser Buchbesprechungs-TV-Sendungen erspähte und es mir direktemang zukommen ließ. Auf jeden Fall auch ein Kandidat für die ewig gültige rebellsche Best-Of-Liste, ganz klare Sache. (Buch wie Lebensgefährte.) @Lu: Bücher und Kreppeisen sind bei Dir anscheinend die "warme Semmel" in itself, hm? ...Immer gleich weg... :-S >> Kommentieren |
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